Tag 11: Trabzon - Ararat - Kars

Um 6.15 Uhr klingelte der Wecker und es hieß raus aus den Penntüten. Wir hatten ja immerhin eine sehr lange Etappe vor der Nase. Pünktlich um viertel vor sieben war auch schon Yavuz da, um uns den Schlüssel abzunehmen und uns eine gute Fahrt zu wünschen. Um 7.10 Uhr hieß es dann losfahren. Rauf auf die bekannte Bundesstraße und Gas geben. Alles war also gar kein Problem mehr, wir erreichten den Ararat bei vollem Sonnenlicht und konnten ganz easy weiter zum Etappenende cruisen... WEIT GEFEHLT!!! Dann sind wir nämlich abgebogen auf ein äußerst mäßige Passstrasse, die sich erst in Serpentinen den Berg hochschlängelte und danach in eine Schotterpiste mit Schlaglöchern und Buckeln überging. 

Als wir uns alle schon wieder auf einer zweiten Chinesenrallye wähnten (nächste Kurve rechts, leicht abschüssig, 2. Gang, 30 KM/h) hielten uns ein paar Bauarbeiter an, die dabei waren den Weg neu zu teeren und empfahlen uns umzudrehen, da weiter vorne ein Erdrutsch die Straße blockierte. Also U-Turn und zurück den ganzen Scheiß. Mit einem Zeitverlust von schlappen 90 Minuten ging es dann munter weiter in Richtung Berg Ararat. 

Glücklicherweise beruhigte sich die Strasse irgendwann wieder und wir konnten schön Strecke machen, da sich unsere Nahrungsmittelaufnahme mal wieder auf Wurst und Senf beschränkte und auch die Çay-Stopps auf das absolut notwendigste reduziert wurden. Alles war also gar kein Problem mehr, wir erreichten den Ararat bei vollem Sonnenlicht und konnten ganz easy weiter zum Etappenende cruisen... WIEDER WEIT GEFEHLT!!! Etwa 60 Kilometer vor dem Berg gab unser Führungsteam ernsthafte elektrische Probleme an Bord bekannt. Elmars und mein erster Gedanke war "Bitte nicht die Lichtmaschine", doch leider sollte sich diese böse Vorahnung bewahrheiten. Also runter von der Straße, rauf auf eine Tankstelle , Haube auf und erst mal blöd aus der Wäsche gucken. Na ja, hilft ja nix. Dank Stefans umsichtiger Planung (ja Peter, das muss an dieser Stelle mal gesagt werden) hatten wir eine Ersatzlichtmaschine im Fussraum liegen. 

Um die Tagesaufgabe (ein Foto vom Berg mit allen Autos und Teammitgliedern) zumindest ansatzweise zu erledigen, trennten sich zum ersten Mal seit Beginn der Rallye unsere Wege. Das Navigationsteam (Kay und Niklas) sowie unser Chefmechaniker Peter bleiben mit zwei Autos zurück um in Rekordzeit die platte Lichtmaschine auszutauschen. Chris, Elmar und ich bildeten die Vorhut in Richtung Berg. Da das Ding wirklich groß und entsprechend schwer zu verfehlen ist, schafften wir die Navigation dorthin auch alleine. Im Ort angekommen folgten wir zahlreichen Schildern in Richtung eines Aussichtspunkt mit schicker Burg und phänomenaler Aussicht. Einziges Problem: der doofe Berg hatte sich feige hinter einer Hügelkette versteckt. Also alles wieder runter und das Notfoto an der Haupstrasse machen.

Immerhin war der Blick auf den Berg noch genial. Während einer kurzen Teepause (wie 3 Tee 5 türkische Lira kosten können wird wohl auf ewig das Geheimnis des Servierers bleiben) gaben dann unsere Mechaniker Vollzug bekannt. Alle Autos wieder lauffähig, also zurück auffe Bahn und den Jungs entgegen fahren. So schafften wir es dann doch noch ein Foto, wie im Roadbook gefordert, zu knipsen. Unvorsichtigerweise schenkten wir ein paar Kindern am Straßenrand Gummibärchen und binnen Sekunden waren wir umlagert von einer ganzen Horde Kinder, die über die komplette vierspurige Straße rannten, um ihren Teil abzubekommen.

Bevor es richtig gefährlich werden konnte, haben wir uns dann lieber vom Acker gemacht und den Zielsprint in Richtung Kars angetreten. Dort angekommen fanden wir eine Unterkunft mit ähnlichem L O C H Standard vor wie in Istanbul. Immerhin gab es eine Dönerbude im Erdgeschoß. Diese war allerdings schon so leergeräumt, dass wir nach einer gefühlten Vorspeise den Platz wieder räumen mussten.

Elmar kümmerte sich in einem so hohen Maß um die Völkerverständigung, dass er einen Gast, der sich aus Höflichkeit und Interesse mit uns unterhielt, mehrfach zum Getränke und Besteck holen schickte, was dieser ab sehr souverän und mit viel Freude erledigte.  Nicht einmal ein Feierabendbierchen war uns vergönnt, da die gesamte Umgebung um unser Hotel schon tot war, als wir die Straßen auf und ab liefen. Also haben wir uns noch in einem unserer gemütlichen Dreibettzimmerversammelt und den Tag mit ein paar Pinselreingern aus Chris eiserner Reserve beschlossen.